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 Tagespflege - ein spannendes Berufsfeld

Der Bereich der Tagespflege ist abwechslungsreich, orientiert sich an den Bedürfnissen der Kinder und hat viel zu bieten. Drei Tagesmütter erzählen von ihrem Berufsalltag.

Sonja Stüsser (32) und Jenny Wiedenhöfer (33) betreiben seit fünf Monaten die private Kindertagespflege-Einrichtung "Kleine Eselchen" in Kürten-Bechen. Nach einigen Jahren als Angestellte von Kitas in Köln und Bonn haben sie sich selbstständig gemacht - und diesen Entschluss nicht bereut.

Interview 1

Frau Stüsser, Frau Wiedenhöfer, war die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, nicht ein Sprung ins kalte Wasser?
Stüsser: Es war bei weitem nicht so schwierig, wie wir es zunächst befürchtet hatten. Wir sind von Anfang an von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kreis-Jugendamtes regelrecht an die Hand genommen und unterstützt worden.
Wiedenhöfer: Das war besonders wichtig, als es darum ging, Räumlichkeiten zu finden und diese so zu gestalten, dass die gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden. Man hat uns sogar beim Ausfüllen der Anträge geholfen. Und diese Unterstützung geht auch im laufenden Betrieb weiter. Wir können unsere Ansprechpartner beim Kreis sofort erreichen. Sehr geholfen hat uns auch die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die ein Existenzgründungsprogramm verfolgt und uns besonders bei der Strukturierung unseres Plans, sich selbstständig zu machen, sehr unterstützt hat.
Stüsser: Außerdem gewähren viele Kommunen Zuschüsse bei den Mietkosten. So auch bei uns.

Warum haben Sie sich selbstständig gemacht?
Stüsser: Zum einen waren wir die tägliche Fahrerei nach Bonn beziehungsweise Köln leid. Wir wohnen beide in Bechen. Was liegt da näher, als hier eine Tagespflege anzubieten, zumal wir die Familien, deren Kinder wir betreuen, häufig auch privat schon kannten. Aber für uns ist auch wichtig, dass wir ein eigenes Konzept für die Kinderbetreuung und - erziehung verfolgen, das wir in unserer eigenen Einrichtung viel besser umsetzen können.

Wie sieht dieses Konzept aus?
Wiedenhöfer: Wir legen großen Wert darauf, dass die Kinder in unserer Einrichtung frei spielen können. Wir bezeichnen das als kreative und musikalische Früherziehung, wobei nicht wichtig ist, ob sie hinterher wirklich musizieren können. Das Gemeinschaftserlebnis steht im Mittelpunkt.
Stüsser: Außerdem verfolgen wir den Ansatz einer natur- und tiergestützten Pädagogik. Die Kinder werden bei uns nicht - im klassischen Sinne - "verwahrt", sondern wir unternehmen mit ihnen soviel wie möglich gerne auch an der frischen Luft. Schließlich haben wir ja auch einen kleinen Garten hinter dem Haus.

Dabei werden Sie offenbar auch von einem vierbeinigen Mitarbeiter unterstützt?
Stüsser: Ja, das ist unsere kleine Hündin Lotte, die für den Umgang mit kleinen Kindern entsprechend ausgebildet worden ist. Die Kinder sind begeistert von ihr.

Baut man da nicht ein sehr persönliches Verhältnis zu den Kindern auf und ist traurig, wenn sie die Einrichtung wieder verlassen?
Stüsser: Ja, natürlich. Aber der Kontakt zu den Familien besteht in der Regel auch weiterhin. Außerdem muss man beim Umgang mit Kindern, die nicht die eigenen sind, eine gewisse gesunde, fachliche Distanz wahren. Wir wollen ja schließlich nicht die leiblichen Eltern ersetzen.

Wieviele Kinder betreuen Sie denn hier in Ihrer Einrichtung?
Wiedenhöfer: Es sind neun Kinder im Alter von vier Monaten bis drei Jahren. Es ist das Maximum dessen, das man zu zweit aufnehmen darf. Wir haben viele weitere Anfragen, müssen uns also um die Zukunft unserer Einrichtung keine Sorgen machen.

Wie sieht die finanzielle Entlohnung aus? Kann man damit seinen Lebensunterhalt bestreiten?
Stüsser: Oh ja, sehr gut sogar. Das ist alles gesetzlich geregelt und richtet sich einerseits nach unserer fachlichen Ausbildung, andererseits natürlich nach der Zahl der Kinder und der Anzahl der Betreuungsstunden. Wir schließen mit den Eltern Privatverträge ab, die bei uns in der Regel zwischen 35 und 45 Wochenstunden pro Kind umfassen. In anderen privaten Einrichtungen sind aber auch kürzere Zeiträume möglich. Das ist allein eine Absprache zwischen der Tagespflegeperson und den Eltern.

Bekommen Sie denn pünktlich Ihr Gehalt?
Wiedenhöfer: Das ist überhaupt kein Problem. Das Geld kommt vom Jugendamt und nicht von den Eltern selbst. Und beim Kreis war man diesbezüglich bisher immer sehr gewissenhaft und korrekt.

Marina Kostrzewa betreut seit September 2016 als Tagespflegemutter Kleinkinder in ihrem Wohnhaus in Burscheid. Sie blickt auf eine reiche Erfahrung in diesem Berufsfeld zurück und hat große Pläne für die Zukunft.


Interview Nr. 2

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, für die Betreuung Ihre eigene Wohnung anzubieten?
Kostrzewa: Ich habe vorher neun Jahre lang mit einer Kollegin eine Großtagespflege in Odenthal-Voiswinkel geführt - die "fleißigen Bienchen". Ich habe dann aufgehört, weil ich mein drittes Kind bekam. Als Ben da war, musste ich mich ja ohnehin zuhause um ihn kümmern. Da fiel mir der Entschluss leicht, wieder in der Tagespflege zu arbeiten und weitere Kinder aufzunehmen.

Wieviele versorgen Sie denn jetzt?
Kostrzewa: Ich betreue fünf Kinder, die etwa ein Jahr alt sind und deren Eltern in Burscheid, Glöbusch und Blecher wohnen. Und natürlich meine eigenen. Das sind Nico (14 Jahre), Robin (10) und eben Ben (7 Monate).

Da haben Sie aber bestimmt ganz schön viel um die Ohren?
Kostrzewa: Ach, das macht doch Spaß. Und außerdem sind ja meist auch meine beiden Ältesten im Haus, die schon mal mit aufpassen können und dies auch gerne tun.

Also gibt es keine Eifersüchteleien?
Kostrzewa: Nein, sie sind ja daran gewöhnt, dass ich schon länger andere Kinder in Pflege habe. Für Ben sind die vielen kleinen Spielkameraden besonders wertvoll. Er lernt jeden Tag etwas Neues hinzu und entwickelt sich prächtig.

Sie wollen Ihre Tagespflegeeinrichtung jetzt sogar noch ausbauen?
Kostrzewa: Ja, ich möchte wieder eine Großtagespflege anbieten, so nennt es sich, wenn man mehr als fünf Kinder aufnimmt. Ich habe eine gute Bekannte, die mit in die Betreuung einsteigt. Wir planen den Ausbau einer benachbarten Scheune zu einer Großtagespflegeeinrichtung und haben das Kreis-Jugendamt über unser Vorhaben informiert. Dort war man sehr erfreut und unterstützt uns nun tatkräftig bei der Umsetzung dieses Planes. Das läuft sehr gut, unsere Ansprechpartner sind schnell zu erreichen. Man will uns auch finanziell unterstützen.

Welche Ausbildung mussten Sie denn absolvieren, um Tagespflegemutter werden zu können?
Kostrzewa: Man muss einen Schulabschluss haben und erhält eine Grundausbildung, kann Aufbaukurse belegen und bildet sich in Erster Hilfe und Hygienemaßnahmen fort. Aber auch bei dieser Ausbildung helfen die Behörden völlig umkompliziert. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

Ist denn auch sichergestellt, dass Sie immer genügend Pflegekinder finden, um später alle Plätze belegen zu können?

Kostrzewa: Ja. Das Jugendamt vermittelt uns interessierte Eltern. Es gibt vielerorts sogar regelrechte Wartelisten. Der Bedarf an Tagespflegepersonen ist groß. Viele Eltern bevorzugen diese kleineren Einrichtungen. Und außerdem kann man ja trotz des gesetzlichen Anspruchs auf einen Kita-Platz, den die Eltern haben, nicht überall neue Kindertagesstätten bauen. Das ist auch eine Kostenfrage. Deshalb bin ich mir sicher, dass der Berufsstand der selbstständigen Kindertagespflegeperson vor einer guten Zukunft steht. Sonst könnte ich es auch vor meiner eigenen Familie nicht verantworten, große Ausbaupläne zu schmieden.

Und leben kann man mit der Entlohnung auch?
Kostrzewa: Ja, das wird sehr gut bezahlt. Obwohl die jeweiligen Eltern meine Vertragspartner sind, werde ich monatlich vom Jugendamt entlohnt. Das läuft absolut zuverlässig. Außerdem gibt es eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die dann notwendige Vertretung wird vom Jugendamt organisiert und bezahlt. Und natürlich werden auch alle Sozialabgaben bedient. Das ist alles sehr genau geregelt.

Gina Pahnke und Carolin Zopp betreuen als Tagesmütter jeweils bis zu fünf Kinder in ihren privaten Häusern in Kürten-Breibach und Kürten-Dürscheid. Das Besondere an ihrer Zusammenarbeit: Sie vertreten sich gegenseitig.

Interview Nr. 3

Wie muss man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?
Pahnke: Wir stimmen uns rechtzeitig darüber ab, wenn eine von uns beiden einmal ausfallen sollte, etwa wegen Krankheit. Dann übernimmt die andere auch die Pflegekinder der einen in ihren eigenen Räumen. So ist für die Eltern sichergestellt, dass immer eine Betreuung da ist.

Wie alt sind Ihre Pflegekinder und zu welchen Zeiten nehmen Sie sie auf?
Zopp: Wir haben Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren. Wir betreuen sie in der Regel tagsüber während 35 bis 45 Wochenstunden. Zum Teil kann das bis in die Abendstunden hinein gehen. Auch eine Betreuung mit Übernachtung ist theoretisch möglich. Das ist Verhandlungssache mit den Eltern.

Müssen die Kinder denn aus dem Ort kommen, in dem Sie Ihre Tagespflege anbieten?
Zopp: Nein, wir haben auch Kinder aus Bergisch Gladbach und Lindlar. Für die sind dann allerdings die dortigen Jugendämter zuständig, also nicht mehr das Jugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises, das die Kommunen Kürten, Odenthal und Burscheid betreut.

Frau Pahnke, Sie wohnen hier in Breibach ja ausgesprochen idyllisch direkt am Wald und haben sogar einen kleinen Streichelzoo.
Pahnke: Ja, das sind unsere Zwergziegen Siegfried, Lilly und Merle. Die habe ich aber auch für meine eigenen Kinder angeschafft: Tim (11) und Melina (5). Natürlich sind jetzt auch unsere Pflegekinder über diese Spielkameraden begeistert.
Zopp: Auch meine Tochter Emma (10) freut sich immer auf die vorwitzigen kleinen Ziegen.

Brechen die Kontakte zu Ihren Pflegekindern immer gleich ab, wenn sie Ihre Einrichtungen verlassen?
Zopp: Nein! Die Freundschaften zu den Familien bleiben bestehen. Wir werden häufig auch zu Geburtstagen eingeladen.
Pahnke: Aber es entsteht schon eine gewisse Traurigkeit, wenn ein Kind, das viele Monate oder sogar ein paar Jahre bei uns war, dann nicht mehr kommt, weil es nicht mehr so zeitaufwändig betreut werden muss.

Muss man eigentlich eine bestimmte Ausbildung haben, um Tagespflegemutter werden zu können?
Zopp: Man kann ganz neu mit diesem Beruf anfangen. Ich zum Beispiel bin ausgebildete Floristin. Für die Tätigkeit einer Tagesmutter gibt es dann einen Grundkurs und einige Aufbaukurse. Außerdem sollte man Praktika bei anderen Tagespflegestellen absolvieren. Bei dieser Ausbildung unterstützt einen aber das Jugendamt.
Pahnke: Das läuft ganz prima. Es entsteht sehr schnell ein gegenseitiges Vertrauen. Man hat uns auch eine Zusammenarbeit mit dem Kindergarten in Eichhof vermittelt, wo wir jeden Freitag mit unseren Pflegekindern turnen gehen können.

Sie haben also Ihren Entschluss nicht bereut, Tagespflegemutter zu werden?
Zopp: Auf keinen Fall!
Pahnke: Das war die richtige Entscheidung.

Vorteile der selbständigen  Kindertagespflege 

  •  Erlebnisreiche und selbstbestimmte Arbeit mit Kindern
  • flexible Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit mit der eigenen Familie
  • spannende Fort- und Weiterbildungsangebote
  • Tätigkeit Zuhause oder in angemieteten Räumlichkeiten
  • auskömmlicher Verdienst von bis zu 25 €/ Stunde
  • zusätzlich anteilige Übernahme der Sozialversicherungskosten
  • zusätzlich investive Mittel für die Ausstattung
  • zusätzlich Mietkostenzuschuss von bis zu 70 Prozent der Kaltmiete bei separat angemieteten Räumlichkeiten
  • zusätzlich Zuschlag bei Betreuung zu Sonderzeiten
  • zusätzlich Eingewöhnungspauschale pro Kind
    jährlich 24 Tage bezahlter Urlaub
  • Weiterzahlung bei Krankheit bis zu 6 Wochen
  • Übernahme von Vertretungskosten im Krankheitsfall
  • Übernahme eines Großteiles der Kosten für die Qualifizierung und zusätzlicher jährlicher Fortbildungen
  • Umfassende Begleitung und fachliche Beratung durch das Jugendamt
  • Kostenlose Beratung zu den Themen rund um Existenzgründung, Steuerberatung und dem Handling zur Selbstständigkeit
  • Hohe Nachfrage – gute Auftragslage