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Fachforum „Aufholen nach Corona“ macht deutlich: Widerstandskraft von Kindern und Jugendlichen muss in der Krise gestärkt werden – Zeit und Angebote nötig

Fachforum „Aufholen nach Corona“ macht deutlich: Widerstandskraft von Kindern und Jugendlichen muss in der Krise gestärkt werden – Zeit und Angebote nötig
Bild: Enger Schulterschluss für Kinder und Jugendliche, um in der Corona-Pandemie zu unterstützen (v.l.n.r.): Sophia Tiemann (Leiterin Amt für Bildung und Integration), Stephanie Lahme (Jugendamt Rheinisch-Bergischer Kreis), Uschi Resch (Schulamtsdirektorin), Aggi Thieme (Bildungsdezernentin), Bernhard Winkelmann (Leiter Schulpsychologischer Dienst Rheinisch-Bergischer Kreis) und Denis Dobras (Jugendamt Rheinisch-Bergischer Kreis). Bildquelle: Rheinisch-Bergischer Kreis/Alexander Schiele

Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit vieler Kinder und Jugendlicher haben sich aufgrund der Corona-Pandemie verschlechtert. Dies betrifft besonders junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien, wie der Expertinnen- und Expertenrat der Bundesregierung zu COVID-19 in seiner aktuellen Stellungnahme deutlich gemacht hat. Im Fachforum „Aufholen nach Corona: Kinder und Jugendliche in der Pandemie – Möglichkeiten und Angebote im Rheinisch-Bergischen Kreis zur Resilienzförderung“ beschäftigten sich über 100 Teilnehmende aus Schulen, Kindertagesstätten, dem Offenen Ganztag, der Jugendhilfe sowie aus der Verwaltung mit der aktuellen Situation. Sie ermittelten Möglichkeiten, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, diese schwierige Situation zu meistern und ihre mentale Verfassung zu verbessern. Die Veranstaltung wurde von der Geschäftsstelle Bildungsnetzwerk des Rheinisch-Bergischen Kreises mit Unterstützung durch den Schulpsychologischen Dienst und das Jugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises ausgerichtet.

Im Rahmen des Fachforums wurde deutlich, dass die Stärkung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen sowie das Kennenlernen der dazugehörenden Schutzfaktoren entscheidend ist, damit sie ihre angespannte Situation bewältigen können. Zur Förderung der Widerstandskraft wurden dabei vielfältige Wege und Maßnahmen diskutiert. Ein weiteres Ergebnis war, dass nicht Geld für Förderprojekte die entscheidende Komponente ist, sondern der Faktor Zeit, um besser auf Kinder und Jugendliche sowie ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen. Gleichzeitig gelang es, einen Dialog über notwendige Rahmenbedingungen, praktische Hinweise für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und wünschenswerte kreisweite Unterstützungsangebote zu führen. Als Vorteil erwies sich dabei die heterogene Struktur der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Praxisfeldern der Bildungs-, Sozial- und Jugendarbeit. Damit kamen aus vielen unterschiedlichen Perspektiven Impulse.

Außergewöhnliche Krisensituation
Die digitale Veranstaltung befasste sich in drei Teilen mit der aktuellen Thematik. Den Auftakt machten die Schulpsychologen Bernhard Winkelmann und Eva Wichelmann mit einem Vortrag zur Krisensituation und zum Thema Resilienzförderung. Dabei stand die Bedeutung der Schutzfaktoren wie Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Beziehungsgestaltung, Selbstwirksamkeit und Stressbewältigung im Mittelpunkt. Zudem wurde verdeutlicht, dass die Corona-Pandemie, im Gegensatz zu anderen krisenhaften Ereignissen, die meist individuelle Härtefälle sind, diesmal ein massenhaftes und weltweites Phänomen ist. Dies macht die Situation umso bedrohlicher, da sie jeden betrifft und sich auf alle auswirkt. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden in Foren beispielweise darüber, wie junge Menschen in den verschiedenen Wirkungskreisen der Institutionen gestärkt werden können. Ebenso stand im Fokus, belastete Kinder und Jugendliche zu erkennen. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Meinungen und Erkenntnisse in einem Plenum zusammengetragen.

Soziales Miteinander stärken
Deutlich wurde in dem Austausch der Fachleute, dass es nach den Lockdowns und Kontaktbeschränkungen notwendig ist, das soziale Miteinander zu stärken. „Viele Kinder, besonders die jüngsten, müssen wieder lernen, sozial zu interagieren“, war ein Statement aus dem Plenum. Priorität habe zudem nicht so sehr das Aufholen von Lernstoff, sondern vielmehr die seelische Gesundheit und das soziale Miteinander. „Dafür ist es notwendig, sich Zeit zu nehmen, um gemeinsam wieder schöne Sachen zu machen“, hieß es. Ebenso wurde die Notwendigkeit betont, intensiv ins Gespräch zu kommen und Methoden zur Stressbewältigung in den Alltag von Schulen und Kitas zu integrieren. Beziehungsarbeit ist wichtig, um den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass Hilfe durch verlässliche Ansprechpersonen vorhanden ist. Dafür sind auch niederschwellige Angebote in Präsenz notwendig, die vor Ort – in Schule, Kita, Jugendtreff oder Beratungsstelle – wahrnehmbar sind. Denn inzwischen ist eine digitale Müdigkeit feststellbar, wenn es um Begegnungen geht. Im direkten Austausch soll Kindern und Jugendlichen Raum gegeben werden, um Fragen zu stellen und ihre Gemeinschaft zu stärken. Wichtig ist es zudem, ihre Sorgen ernst zu nehmen. In diesem Zusammenhang helfen feste Rituale wie Morgenkreise in Kita und Schule. Auch ist Hilfestellung bei der Artikulation der eigenen Gefühlslage wichtig, was durch das Heranführen an künstlerisch-musische Ausdrucksformen geschehen kann.

Die Bereitstellung von Finanzmitteln wie zum Beispiel das Förderprogramm „Ankommen und Aufholen nach Corona“ von Bund und Land sei lobenswert, die Zeiträume für den Einsatz der Finanzmittel seien aber nur punktuell einsetzbar und somit nicht nachhaltig, wurde im Fachforum geäußert. Für vielversprechender halten es die mehr als 100 Teilnehmenden, sich darüber gemeinsam intensiv auszutauschen. Das habe Priorität, um zielgerichtete und längerfristig wirkende Angebote zu schaffen.

von: Rheinisch-Bergischer Kreis/Pressestelle

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