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Starkregenereignis vom Juli 2021 im Rheinisch-Bergischen Kreis

Die extreme Unwetterlage des Tiefdruckgebiets „Bernd“ mit andauerndem Starkregen vom 12. bis 15. Juli 2021 verursachte in NRW erhebliche Sachschäden und bedauerlicherweise auch Personenschäden. Auch im Gebiet des Rheinisch-Bergischen Kreises gab es großflächige Überschwemmungen, die zahlreiche Einsätze der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen erforderlich machten, teils mit Evakuierung betroffener Einrichtungen und Gebäude. Ein Krisenstab des Rheinisch-Bergischen Kreises wurde einberufen, um die Situation zu erfassen und Maßnahmen zu koordinieren.

Was ist Starkregen?

Unter Starkregen versteht man Niederschlagsereignisse, die große Mengen Regen in kurzer Zeit bringen. Diese sind häufig räumlich sehr begrenzt und schwer vorhersagbar. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) definiert Starkregen wie folgt:

  • Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden (markantes Wetter)
  • Regenmengen > 25 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² in 6 Stunden (Unwetter)

Es gibt also kurze, sehr heftige Regenereignisse, die typisch für den Sommer sind und häufig mit Gewittern einhergehen und Ereignisse, bei denen über einen längeren Zeitraum sehr viel Regen niedergeht. Beide typischen Ereignisse können aber auch gemeinsam auftreten.
Starkregenereignisse werden unter anderem begünstigt durch einen hohen Versiegelungsgrad bzw. dunkle Flächen über denen sich Luftmassen schlagartig und wiederholt aufheizen, aufsteigen und abregnen.

Niederschlagsentwicklung

Die großen Niederschlagsmengen an den Ereignistagen wurden durch das Zusammenspiel eines Höhentiefs im Norden, dem großen Hochdruckgebiet im Nordosten Europas, und dem relativ unbeweglichen sowie mit einer extrem feuchten Luftmasse verbundenen Bodentief „Bernd“ über Deutschland hervorgerufen. Vermutlich hat auch der Klimawandel durch die Abschwächung des Jetstreams bereits maßgeblichen Einfluss auf die Stärke des Ereignisses gehabt, welches dazu führte, dass das Tiefdruckgebiet lange Zeit weitgehend am selben Ort verblieb.

Eine Auswertung des DWD der größten Starkniederschläge lieferte für die Station Wipperfürth-Gardeweg eine Niederschlagsmenge von 132 l/m² in 12 Stunden, für Köln-Stammheim 84,6 l/m² in 6 Stunden und für die Station Wuppertal-Buchenhofen eine Menge von 78,4 l/m² in 6 Stunden. Laut DWD haben solche Ereignisse statistisch gesehen eine Wiederkehrzeit von größer als 100 Jahren. Der Wupperverband meldete z.B. für den 14. Juli 2021 im Bereich der Bever-Talsperre in Hückeswagen eine Niederschlagsmenge von 140 l/m² in unter 24 Stunden. Die Station Lehmbach (an der Sülz) zeichnete am 14. Juli 2021 vormittags eine Niederschlagsumme von ca. 105 mm in 12 h mit einer relativ gleichmäßigen Niederschlagsintensität auf, was einer statistischen Wiederkehrzeit von ca. 150 Jahren entspricht.

Das Niederschlagsgeschehen hatte einen ausgeprägten großräumigen und lang anhaltenden Charakter, sodass die Niederschlagsintensitäten insgesamt im Bereich von ca. 10 bis 15 mm/h lagen. Zeitweise gab es lokal jedoch auch weit höhere Niederschlagsintensitäten, die dann aufgrund der bereits vollständig wassergesättigten Böden zu unerwartet hohen Abflüssen, auch in kleinen und mittleren Einzugsgebieten, geführt haben.

Während für kleine Einzugsgebiete (bis 5 km²) meist kurze Niederschlagsdauern (0,5 bis 2 h) mit dementsprechend hohen Intensitäten maßgeblich sind, sind im Gegensatz hierzu in großen Einzugsgebieten meist lang andauernde Niederschläge maßgeblich. Die Gefährdung von Objekten, wie z. B. Häusern, geht dann meist von Gewässerüberschwemmungen und weniger von Hangabflüssen aus. Auch in sandigen und flachen Gebieten können gerade lang anhaltende Niederschlagsereignisse Schäden durch aufsteigendes Grundwasser und durch Gewässerüberschwemmung verursachen.

Abflüsse und Überflutungen

Neben dem Niederschlagsverlauf sind zur Entstehung der Hochwasserabflüsse auch die momentane Bodenfeuchtesituation und lokale Gegebenheiten wie der Versiegelungsgrad, Grundstücksabgrenzungen sowie die Auslegung des Kanalisation von großer Bedeutung. Durch die beiden Niederschlagstage vor dem 14. Juli 2021 war der Boden im Rheinisch-Bergischen Kreis vermutlich bereits größtenteils gesättigt. So haben mit Niederschlagsbeginn am frühen Morgen die Gewässer mit stark steigenden Wasserständen reagiert. Infolge der außergewöhnlich großen Niederschlagsmengen sind im Rheinisch-Bergischen Kreis in nahezu allen Gewässern die Wasserstände schnell und enorm gestiegen. Viele Bäche und größere Gewässer traten über die Ufer. Am Hebborner Bach ist z. B. ein gewässerbegleitender Damm gebrochen, sodass sich das Wasser ungehindert durch die Bergisch Gladbacher Innenstadt über die Odenthaler Straße ergoss. Die Feuerwehr der Stadt Bergisch Gladbach verzeichnete für das Ereignis am 14. Juli über 400 Einsätze.

Neben dem Boden spielen auch die Talsperren im Kreisgebiet eine wichtige Rolle im Hochwasserschutz, da sie lokal viel Wasser zurückhalten können. Der Wupperverband hatte aufgrund der Vorwarnung des DWD vorsorglich Wasser aus den Talsperren abgelassen. Auch an der Dhünn in Odenthal wurde aufgrund der vorher relativ leeren Dhünntalsperre eine schlimmere Überflutung verhindert.